Wachsender Fachkräftebedarf
Die Zahl der Erwerbspersonen in Thüringen wird bis 2035 nahezu kontinuierlich abnehmen. Der altersbedingte Arbeitskräfteverlust liegt bei ca. 385.000 Personen. Gleichzeitig besteht für Thüringen bis 2035 ein hoher Ersatzbedarf von ca. 250.000 Personen, mit einem Anteil von ca. 60 % Personen mit Berufsausbildung. Das vorhandene Arbeitskräftepotential ist weitgehend ausgereizt. Unternehmen in Thüringen fällt es immer schwerer, offene Stellen zu besetzen.
Die „German Professional School“ (GPS) zur Gewinnung und Vorbereitung von Auszubildenden aus dem Ausland für den Thüringer Ausbildungs- und Arbeitsmarkt nimmt am 1. März 2024 ihre operative Arbeit an vier Standorten auf: Eisenach, Mühlhausen, Gotha und Jena. Ziel ist es, Geflüchtete und künftig auch Zugewanderte aus Drittstaaten auf eine Berufsausbildung in Thüringen vorzubereiten. Auf diese Weise soll ein wesentlicher Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels im Freistaat geleistet werden.
Die dezentrale Umsetzung erfolgt durch private Bildungsträger, die in Verbünden zusammenarbeiten.
Das bfw – Unternehmen für Bildung am Standort Mühlhausen ist einer von vier Trägern der GPS.
Hauptstandorte und Koordinatoren
- GPS Südwest (Eisenach) - SBH Nordost GmbH
- GPS Nord (Mühlhausen) - bfw – Unternehmen für Bildung Mühlhausen
- GPS Mitte (Gotha) - VHS Bildungswerk GmbH
- GPS Ost (Jena) - Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e.V.
Qualifizierung – Fit für die Ausbildung
Die Teilnehmenden werden über einen einjährigen Zeitraum gemeinsam und gezielt auf den deutschen und einheimischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sowie auf ein Leben in Deutschland vorbereitet.
Das Curriculum umfasst dabei:
- allgemein- und berufsspezifischen Spracherwerb (mindestens Sprachniveau B2, evtl. berufsspezifisch C1)
- Integration, Orientierung, politische Bildung, interkulturelle Kompetenzen (z. B. Leben in Deutschland, Demokratie, Meinungs-, Gewissens- und Glaubensfreiheit, Gleichberechtigung der Geschlechter etc.)
- Lernstandserhebung, Potenzialanalyse und individuelle berufliche Orientierung und Vorbereitung
- Propädeutika (medizinische Vorprüfung) und frühzeitige Praktika bei Unternehmen
Die Absolventinnen und Absolventen der GPS erhalten ein Abschlussdiplom und schließen am Ende des einjährigen Programmes einen Ausbildungsvertrag mit einem Thüringer Unternehmen ab.
Ziele der GPS
Über die GPS sollen zusätzliche Auszubildende für Thüringen gewonnen werden, die nach zwölf Monaten
- über einen unterschriebenen Ausbildungsvertrag bei einem Thüringer Unternehmen verfügen.
- über ein allgemeines Sprachniveau B2 sowie ausreichende berufsspezifische Sprache verfügen.
- Praxiserfahrung auf dem Thüringer Arbeitsmarkt gesammelt haben.
- über Kenntnisse des Staatsaufbaus und Grundwerte in Deutschland verfügen.
- und schließlich eine Schulung in interkultureller Kompetenz erhalten haben.
Stärken der GPS
- Übergang in bewährtes duales Ausbildungssystem in Thüringen
- Stärkung der Berufsschulstandorte in Thüringen
- Hohe Motivation der Teilnehmenden durch Auswahlprozess
- Gute Ausbildungsvorbereitung und frühzeitiges gegenseitiges Kennenlernen von Teilnehmenden und Unternehmen
- Zusammenarbeit mit Kommunen und Zivilgesellschaft in den Regionen
- Vermeidung von Berufsanerkennungsverfahren
- Verringerung des Erfordernisses des Familiennachzugs
- Integration im Prozess durch gemeinsame Konzepte und unter Einbindung lokaler Player
- Enge Begleitung und Betreuung der Teilnehmenden bis zum Berufseintritt
- Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit
Zielgruppen
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist der Aufbau einer German Professional School (GPS) vorgesehen.
Adressatinnen und Adressaten der GPS sind ausbildungswillige Personen ab 18 Jahren mit (zehnjährigem, in Deutschland anerkanntem) Schulabschluss:
- aus Drittstaaten, in denen die Jugendarbeitslosigkeit besonders hoch ist und junge Menschen kaum Zukunftsperspektiven haben; oder
- Personen, die bereits mit einem Aufenthaltstitel in Deutschland leben und z. B. aus ihren Heimatländern geflüchtet sind (z. B. Ukrainerinnen und Ukrainer); oder
- Personen aus Drittstaaten, die bereits über einen Ausbildungsvertrag mit einem Thüringer Unternehmen verfügen oder ein Ausbildungsverhältnis anstreben; oder
- ausländische Personen, die über dieses Programm einen Aufenthaltstitel erhalten können.
Die German Professional School wurde initiiert und wird gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft des Freistaates Thüringen.
Weitere Informationen unter https://wirtschaft.thueringen.de/german-professional-school